In diesem Webinar wurde die tragische Gedenkstätte „Bykiwnja“ bei Kyjiw behandelt. Der Ort widmet sich nicht nur der ukrainischen, sondern auch der europäischen Geschichte und gilt Beispiel für Massenrepressionen der Sowjetzeit. Die Teilnehmenden nahmen an zwei virtuellen Führungen durch eine Ausstellung teil und besichtigten virtuell das eigentliche Gedenkareal.
In der einzigartigen Ausstellung der Gedenkstätte wird die Geschichte des großen stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, insbesondere in Kyjiw, präsentiert. Es wurde betont, dass nicht nur Ukrainer Opfer der stalinistischen Massenrepressionen wurden, sondern auch andere, damals in der Ukraine lebende Angehörige von mindestens weiteren 30 Nationalitäten. In dieser Ausstellung sind mehrere Beweise für die massenhaften Erschießungen, Lagerstrafen und Deportationen des Stalinismus aufgeführt.
In dem Wald „Bykiwnja“, im Kyjiwer Gebiet, befindet sich ein von den Augen vieler Menschen versteckter Ort, zu dem ein sogenannter „Weg des Todes“ führt. Die von Angehörigen der Opfer selbstgemachten Tafeln erinnern an die Begräbnisstätte von zu Tode gequälten Menschen. Auf dem sogenannten polnischen Militärfriedhof liegen weitere Opfer der grausamen stalinistischen Verbrechen.
Nach diesen beiden Videos diskutierten und reflektierten die Teilnehmenden der Webinar-Reihe und schlugen konkrete Ideen zur Behandlung des Erinnerungsortes „Bykiwnja“ im DaF-Unterricht vor. Bei der gemeinsamen Besprechung entwickelten sie Ideen, wie dieses historische Material im interkulturell orientierten Fremdsprachenunterricht gesetzt werden kann. Hier im Einzelnen:
- Gruppenführung mit Deutschlernenden zum Gedenkort „Bykiwnja“ mit anschließender Diskussion über das Gesehene;
- Projektarbeit, bei der historische Themen eine wesentliche Rolle spielen können:
- Gruppen mit ca. 4 Personen, in denen individuelle Interpretationen der ukrainischen Geschichte überdacht und besprochen werden. Die Kommunikation in der Gruppe trägt wesentlich zum Erreichen der Lernziele bei.
- individuelle Projektaufgaben, wie zum Beispiel andere Gedenkorte des stalinistischen Terrors zu finden und zu präsentieren. Es könnten Projektmessen veranstaltet werden, bei denen Deutschlernende ihre Ergebnisse präsentieren.
- Textarbeit mit vorhandenen Dokumenten oder schriftlichen Erinnerungen von Zeitzeugen;
- Interviews mit Zeitzeugen der stalinistischen Repressionen;
- Hineinversetzen in fiktive Personen, durch die die Einflüsse geschichtlicher Ereignisse und Strukturen nacherzählt werden, dabei selbständige Recherchearbeit im Internet, wodurch die Geschichten nachvollziehbar werden;
- Erstellen von Wörterbüchern mit historischen Begriffen und deren Erklärung: sowohl als Gruppenarbeit als auch individuelle Aufgabe denkbar;
- Rollenspiel „Reiseführer“ – die Lernenden führen durch die Ausstellung, andere dolmetschen (ab Niveau B2).
Am Ende dieser Webinar-Reihe wurde betont, dass eine aktive Auseinandersetzung mit den Erinnerungsorten Anreize zum Kulturvergleich liefern kann sowie das gegenseitige Verständnis fordert und einen Beitrag zur Entwicklung der interkulturellen Kompetenz der Deutschlernenden leistet.